Lebensmittelfirmen tricksen bei Packungsgrößen

Datum der Veröffentlichung: 
7. Februar 2010

Quelle: spiegel.de

Die Nahrungsmittelindustrie nutzt den Wegfall fester Packungsgrößen nach SPIEGEL-Informationen weiter für versteckte Preiserhöhungen. Über 60 Artikel haben Verbraucherschützer inzwischen entdeckt, die zwar kleiner wurden - aber genauso teuer sind wie zuvor.

Hamburg - Seit April 2009 muss eine Schokoladentafel nicht mehr 100 Gramm schwer sein - der Hersteller kann die Größe frei wählen. Auf Druck der Europäischen Union waren damals viele Vorschriften zu Verpackungsgrößen von Lebensmitteln weggefallen. Verbraucherschützer warnten von Anfang an vor versteckten Preiserhöhungen. Jetzt zeigt sich: Sie haben Recht behalten.

Die Nahrungsmittelindustrie nutzt den Wegfall der Packungsregeln weiter für versteckte Preiserhöhungen. Eine entsprechende Liste über Mogelpackungen führt die Hamburger Verbraucherzentrale. Sie ist nach SPIEGEL-Informationen inzwischen auf über 60 Produkte angewachsen, weil Kunden laufend neue Artikel entdecken, die zwar kleiner wurden, aber genauso teuer sind wie zuvor.

Zwar gehen nicht alle dieser Schrumpfkuren auf die jüngste EU-Liberalisierung vom April zurück. Doch in den vergangenen Monaten nutzten viele Hersteller den Verpackungswirrarr, um den Kunden gewohnte Produkte in vermeintlich neuer Rezeptur und Outfit zu erhöhten Preisen unterzujubeln. Ein Trick, den auch die Lebensmittelbranche in den USA nutzt.

Erneut auf die Liste der Verbraucherschützer schaffte es etwa die Fruchtbuttermilch der Molkerei Weihenstephan, die zum Konzern des Milch-Milliardärs Theo Müller gehört. Statt vorher 89 Cent kostet die neue Buttermilch jetzt zwar nur noch rund 85 Cent - doch statt wie bisher 500 Milliliter sind jetzt nur noch 400 drin, eine Preissteigerung von gut 19 Prozent. Der Verbraucher habe eine praktischere Verpackung gewollt, rechtfertigt eine Firmensprecherin die Teuerung.

Neu auf der schwarzen Liste sind auch die Wellness-Flakes von Lidl, die nun in kleinerer Verpackung gut 36 Prozent teurer geworden sind. Die Industrie rechtfertigt die Preissteigerungen meist mit erhöhten Rohstoffkosten.

hda