Käfer in Bandnudeln, Mäuse im Supermarkt

Datum der Veröffentlichung: 
24. Februar 2010

Wetteraukreis (dpa/pdw). Käfer in den Bandnudeln und Fliegenlarven auf den Arbeitsflächen - diese unappetitlichen Entdeckungen machten Lebensmittelkontrolleure im vergangenen Jahr in einem indischen Pizza-Express im Wetteraukreis. Das Geschäft sei geschlossen worden, teilte der Kreis in seiner Jahresbilanz für 2009 mit.

Da bei einer Filiale einer großen Supermarktkette bei Routinekontrollen Mäusekot und starke Verschmutzung festgestellt worden waren, wurden alle Läden des Anbieters im Wetteraukreis kontrolliert. In acht von neun Märkten gab es ähnliche oder gravierendere Mängel. Eine Filiale musste zeitweise geschlossen werden - bis der Schädlingsbekämpfer seine Arbeit beendet hatte. Ähnlich erging es fünf weiteren Unternehmen. Nach gründlichen Reinigungen und erfolgter Abschlusskontrolle konnten sie ihre Betriebe wieder für die Kunden öffnen.

Weitere Beispiele: Ein Kleintransporter hatte für mehrere Kindergärten bestimmte Pudding-Desserts und Salatsoßen in ungekühlten Plastikeimern herumgefahren - bei 30 Grad im Schatten. Ein Rinderhalter musste 600 Euro zahlen, weil er ein Tier ohne amtliche Untersuchung geschlachtet hatte. In einer Krankenhausküche wurde trotz erheblicher baulicher Mängel nach provisorischen Umbauarbeiten weiter für die Mitarbeiter des Hauses gekocht.

Über 3000 Wetterauer Betriebe hat die Behörde im vergangenen Jahr bei 2156 Kontrollen überprüft. Die Leiterin der Lebensmittel- und Fleischhygieneüberwachung, Dr. Veronika Ibrahim, und die fünf Lebensmittelkontrolleure entdeckten bei 41 Prozent der Betriebe geringe Verstöße, bei 8,5 Prozent wurden größere Mängel beanstandet. In 177 Fällen wurden Verwarnungs- oder Bußgelder zwischen 10 und 1500 Euro verhängt, insgesamt über 14 000 Euro.

Über 700 Proben wurden untersucht, in einigen Fällen fanden die Kontrolleure so genannten Analogkäse und Mogelschinken. Diese seien zwar nicht gesundheitsgefährdend, stellten jedoch eine erhebliche Täuschung der Verbraucher dar, wie der Leiter des Fachdienstes Dr. Rudolf Müller sagte. Insbesondere Importeure und Großhändler würden die Unwissenheit kleinerer Gaststättenbetreiber schamlos ausnutzen und sich so bereichern. Wie Müller weiter berichtete, gingen 197 Beschwerden aus der Bevölkerung ein. In einigen Fällen seien aufgebrachte Verbraucher mit beanstandeten Lebensmitteln in der Dienststelle erschienen.

Seine Behörde habe sich engagiert dafür eingesetzt, dass 49 Schlachtbetriebe im Kreis die Hürde zur vorgeschriebenen EU-Zulassung nehmen konnten. »So können die Verbraucher auch ab 2010 noch Fleisch kaufen, das der ortsansässige Metzger im eigenen Betrieb geschlachtet hat«, sagte Müller. Im hessischen Vergleich nehme die Zahl der in der Wetterau zugelassenen Schlachtbetriebe eine Spitzenposition ein. 23 945 Schweine, 1858 Rinder, 1863 Schafe, 106 Ziegen und 31 Damwildtiere wurden hier im vergangenen Jahr geschlachtet. Die Tierärzte führten zudem Untersuchungen bei knapp 4000 Hausschlachtungen durch. Bei keiner Stichprobe seien Hinweise auf Krankheiten oder Medikamenten-Rückstände gefunden worden.