Gammelfleisch: Nicht genug Amtstierärzte und Kontrollen

Datum der Veröffentlichung: 
25. Januar 2010

Quelle: pz-news.de

ENZKREIS/PFORZHEIM. Um die 1400 Mal pro Jahr schaut das Verbraucherschutz- und Veterinäramt des Enzkreises Produzenten auf die Finger – und das nicht nur beim Verdacht auf Gammelfleisch. „Gerne würden wir 2000 Kontrollen vornehmen“, sagt Dr. Ulrich Dura. Doch der Leiter dieses Amtes kann seine Absicht nicht umsetzen, denn: „Wir sind nur vier Amtstierärzte. Sechs oder sieben wären bei uns gut beschäftigt. Aber auch mit fünf oder sechs Leuten wären wir schon zufrieden.“

Die von der Landes-SPD geschilderte Unterbesetzung der Verbraucherschutz-Stellen auf Kreisebene bestätigt der Veterinär. Allerdings bedauert er die Fokussierung auf das Thema Gammelfleisch: „Das schmeckt mir nicht.“ Auch für andere wichtige Arbeiten mangele es an allen Ecken und Enden an Kollegen. Das Land, so bedauert die SPD, gebe dafür zu wenig Geld aus.

Wie umfangreich der Aufgabenkatalog ist, macht Dura an seinem eigenen Beispiel deutlich: „Ich leite nicht nur das Amt und bin für die Personalangelegenheiten zuständig. Mir ist auch vom Land das Qualitätsmanagement vorgegeben, wir sind zuständig für die Tierseuchenbekämpfung, für Tierschutz-Arzneimittel, die Tierkörperbeseitigung und tierische Nebenprodukte.“ Unter letztgenanntem Punkt ist eben jenes berüchtigte Gammelfleisch zu verstehen, aber auch Material, das nicht mehr unter die Bezeichnung Fleisch falle, unter anderem Abfall, das in der Nahrung landet.

Auch so exotisch anmutende Bezeichnungen wie die Überwachung von „Lebensmittel-Bedarfsgegenständen“ fallen in die Zuständigkeit von Duras Amt. Darunter ist beispielsweise der Verkehr mit Tabak und Kosmetika zu verstehen. Auch die Frage, ob ein T-Shirt mit Schadstoffen verseucht ist, hat von Amts wegen den Leiter des Verbraucherschutz- und Veterinäramtes zu interessieren. „Hinzu kommt, dass sich die EU fast jeden Tag etwas Neues einfallen lässt, mit dem sie uns beschäftigt“, fügt der Tierarzt hinzu. Dabei erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Vorrang für die Landwirtschaft

Was machen aber Dura und seine Kollegen, wenn nicht genügend Zeit für diese Fülle an Pflichten bleibt? „Dann wird eben im Lebensmittelbereich die eine oder andere Kontrolle weniger vorgenommen, als wir das gerne hätten.“ Priorität hätten dagegen Kontrollen in der Landwirtschaft: „Wenn wir diese nicht rechtzeitig durchführen, gibt es keine EU-Fördermittel für die Bauern.“

Immerhin: So ganz aussichtslos ist die Hoffnung auf personelle Aufstockung nicht. Das Land, so Dura, wolle 66 Lebensmittel-Kontrolleure einstellen: „Wenn wir einen davon bekämen, hätten wir etwas Luft.“ Doch wann dies Wirklichkeit wird, weiß der Amtschef nicht.