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Quelle: www.salzburg.com
Johann Maier, Leiter der AK-Konsumentenberatung Salzburg, beklagt nach dem Fall der sechs Toten durch bakterienverseuchten Käse, dass das derzeitige Lebensmittel-Aufsichtssystem intransparent und zu wenig koordiniert sei.
(SN-veigl). Johann Maier, Nationalratsabgeordneter der SPÖ und Mitglied im parlamentarischen Konsumentenschutz-Ausschuss, hat den Fall der Käseprodukte einer steirischen Molkerei, die Listerien enthielten, genau verfolgt: „Am 22. Jänner wurde das Listerien-Problem bekannt, am selben Tag erfolgte vom Hersteller eine Meldung an das europäische Lebensmittelsicherheits-Schnellwarnsystem“, berichtet der Abgeordnete. So weit, so gut.
Konsumentenschützer: „Bräuchten schnelle Eingreiftruppe des Bundes“
Was Maier aber kritisiert, ist, dass für die Lebensmittelsicherheit das Gesundheitsministerium lediglich den Rahmen vorgibt: „Der Bund gibt nur die Zahl der Kontrollen in Summe vor. Alles andere regeln die Länder - und das halte ich für verfehlt.“ Denn Maier ist sich sicher, dass der Bund die Kontrollen zentral leichter koordinieren könne: „Österreich fehlt eine zentrale Lebensmittelaufsicht. Wir bräuchten eine schnelle Eingreiftruppe des Bundes“, fordert er - und verweist auf den Gammelfleischskandal vor einigen Jahren. Auch wenn er als Abgeordneter eine parlamentarische Anfrage stellen würde, um etwa zu erfahren, wie oft bestimmte Salzburger Betriebe kontrolliert würden, würde er es nicht erfahren, kritisiert Maier - denn: „Das fällt unter den Datenschutz. Wir erfahren nur die Gesamtzahl der Kontrollen und die Zahl der Beanstandungen.“ Maier reicht das aber nicht: „Wir brauchen in Österreich schon seit Jahren ein Auskunftsrecht für Konsumenten, das aussagt, welche Lebensmittel nicht mehr verkehrssicher sind.“
Maier: „Schwierig, die Infektionsquelle zu finden“
Im Fall des von einer Hartberger Käserei produzierten Quargels sei es lediglich der Aufmerksamkeit und Akribie eines Mitarbeiters der Agentur für Lebensmittelsicherheit (AGES) zu verdanken gewesen, der sogar die Lebensmittelrechnungen der Toten überprüft habe und so auf den Käse als Auslöser gestoßen war, sagt Maier: „Bei einem Lebensmittel, das in verschiedenen Ketten vertrieben wird, ist es schwierig, auf eine Infektionsquelle zu kommen“, so der Abgeordnete - und verweist darauf, dass die Todesfälle über halb Österreich verstreut aufgetreten seien. Zusätzliches Problem sei gewesen, dass der Listerien-Stamm, der gefunden wurde, neu gewesen sei, sagt Maier.
Forderung: „Produkt-Warnhinweise in allen Geschäften groß anschlagen“
Die kontaminierten Produkte sind seit Ende Jänner aus allen Regalen verschwunden. Dass nun Konsumenten, die den Quargel, bei dem die Inkubationszeit 70 Tage beträgt, noch im Kühlschrank gelagert haben, ist aber möglich. Gewarnt werden sie aber vor der Listerien-Verseuchung nur durch diverse Webseiten der AGES bzw. dem zuständigen EU-Schnellwarnsystem RASFF. Weil aber gerade ältere, weniger Computer-affine Bürger - die meisten Todesfälle betrafen Leute, die älter als 75 Jahre alt waren - eine besondere Risikogruppe sind, fordert Maier eine bessere Bekanntmachung der Warnhinweise: „Das geht nur über die Kaufhäuser selbst. Produkt-Warnhinweise sollten in allen Geschäften groß angeschlagen werden müssen. Hier müssen die Handelsketten umdenken.“
Lebensmittel-Rückrufverpflichtung trifft den Hersteller
Seinem Parteikollegen, Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) oder der seinem Ministerium nachgeordneten Lebensmittelsicherheitsagentur (AGES) will Maier erwartungsgemäß keinen Vorwurf machen. Denn Produkt-Rückholaktionen von Amts wegen seien nicht vorgesehen, sagt er: „Die sind nur möglich, wenn der Lebensmittelproduzent seinen Rückrufverpflichtungen nicht nachkommt“, was aber beim steirischen Käsehersteller Prolactal nicht der Fall gewesen sei, betont der Politiker.
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